Der Name Berber leitet sich von Barbari (Barbaren) ab, womit die alten Griechen und Römer alle nomadischen Urzivilisationen bezeichneten. Bereits seit Zweitausend vor Christus – damals siedelten sich die Berber im Kulturraum Marokkos an – flechten, knüpfen und weben die Stammesfrauen ihre Teppiche, Tücher und Matten. Tradition, Wissen und Kultur werden über Jahrhunderte von Generation zu Generation, von den Müttern an die Töchter weitergegeben. Ihre Muster erzählen Geschichten aus dem Alltag, mit Symbolen für Liebe, Glück, Schicksal und mit Motiven aus der Natur. Typisch ist, dass die Teppiche – je nach Material, welches gerade zur Verfügung steht – geknüpft oder gewoben werden und dies oft in ein und demselben Stück. Eine Verjüngung des Teppichs zeigt, dass mehrere Personen daran gearbeitet haben und der Wechsel in Farbe und Struktur verweist auf ein einschneidendes Erlebnis.
Die kräftigen Farben in den älteren Teppichen wie Blau, Rot, Orange, Gelb und Lila werden aus Pflanzen und Beeren gewonnen, wie dem Hennabusch, von Granatäpfeln, Feigen und Teekräutern. Das natürliche Schwarzbraun und Écru stammt von der Wollfarbe der Schafe und Ziegen der Berggegenden und in gewissen Gegenden vom Haar der Kamele.
Obwohl in verschiedenen Manufakturen die Vorlagen der Nomaden in oberflächlichen Musteranleihen nachproduziert werden, stellen Berberfrauen in gewissen Gegenden noch heute ihre Teppiche und Textilien für den Eigenbedarf her. Sie schützen sich damit nach wie vor in ihren Zelten oder Lehmhäusern vor den Einflüssen der Witterung und benutzen sie als Bodenbelag, Trennwand, Türvorhang oder brauchen sie auch als Behälter und Verpackung für Warentransporte. Diese Teppiche sind oft ihr einziger persönlicher «Schmuck» in einer sonst einfachen Einrichtung.
Credit: Katharina Lütscher