Herodot berichtete, dass das Dampfbad bei den Griechen im 6. Jahrhundert v. Chr. eine gut bekannte Einrichtung war. Die Griechen hatten es vermutlich bei ihren Feldzügen entdeckt, denn der Urtypus des Dampfbades entstand mit grosser Wahrscheinlichkeit schon früher im Innern des asiatischen Kontinents. Im Nil-Delta finden sich weit entwickelte Dampfbäder aus der Zeit der Ptolemäer um das 3. Jh. v. Chr. und bei den Römern tauchen erste Schwitzbäder im 2. Jh. v. Chr. auf. Sie wurden als «Thermen» bald in allen Bevölkerungsschichten sehr beliebt. Die Thermen wurden mit einer abgestuften Reihe von Heissräumen eingerichtet, Badetücher, Seifen, Öle, Enthaarung und Massage gehörten zum Bad ebenso dazu wie laute Geselligkeit. Die Thermen von Diokletian um 300 n. Chr. fassten bis zu 3000 Besucher. Mit dem Niedergang des römischen Reiches allerdings ging auch die Blütezeit der römischen Badekultur zu Ende. Um das Jahr 300 entwickelte sich in Syrien das Dampfbad unter dem Einfluss der römischen Thermen und den griechisch-römischen Lebensverhältnissen weiter. Mit dem Aufkommen des Islam im 7. Jahrhundert gewann der Hammam (arabisch für ‹warmes Bad›, ‹warmes Wasser› oder auch ‹Wärmespender›) im Zusammenhang mit religiösen Reinigungs-Ritualen an neuer Bedeutung und verbreitete sich rasch in den von den Muslimen eroberten Gebieten. Die frühesten muslimischen Badehäuser sind für das Jahr 700 in den Schlössern der umaiyadischen Kalifen in der syrischen Wüste nachweisbar. Auch im Islam war der Hammam ein wichtiger gesellschaftlicher Treffpunkt, insbesondere für Frauen, die hier einen Ort ausserhalb des Hauses fanden und sich mit anderen Frauen treffen konnten. Anders aber als noch bei den Griechen, gerät die Körperertüchtigung gegenüber der Entspannung und dem körperlichen Wohlbefinden in den Hintergrund. Die Hygiene war fortschrittlicher als bei den Römern, da nun nur fliessendes Frischwasser für die Reinigung benutzt werden durfte. In Westeuropa begann erst im 13. Jh. ein neues Zeitalter öffentlicher Bäder, als die Kreuzritter die Kultur des Hammam wieder nach Europa brachten. Es endete jedoch schon zwei-, dreihundert Jahre später wieder – einerseits verfluchte die Kirche den ausschweifenden Genuss des Hammam als Laster, andererseits bewirkte vor allem die Pest, dass das Dampfbad als Herd für Krankheitskeime in Verruf kam. Es dauerte rund 400 Jahre, bis das sinnliche Baden wieder in Mode kam. Mit der aufflammenden Begeisterung für die orientalische Kultur gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden wieder Hammams in Europa. (Quellen: Andreas Unger, Von Algebra bis Zucker, Arabische Wörter im Deutschen, Reclam, Stuttgart 2006: S. 104 ff.; Colette Gouvion, Spa – Vom arabischen Hamam bis zur modernen Wellness-Oase, Knesebeck, München 2007.)